Kunstsammlung
WerteHaus Volksbank Breisgau-Markgräflerland eG
ZU DEN WERKEN
VON JACQUES LAVIGNE
Collage Nr. 75, 140x140 cm, Papier und Acrylfarbe auf Leinwand
V2
Aus dem französischen Nachbarland kommen die Collagen von Jacques Lavigne. Er trägt Farben und Papiere auf seine Leinwände auf und mixt sie zu faszinierenden Kompositionen. Die Gemälde erhalten damit eine ganz eigene Plastizität. Es ist der gelungene Sprung des Malers von der Zweidimensionalität der Leinwand in die Dreidimensionalität eines plastischen Werks zu kommen.
Der Begriff der Collage geht auf den französischen Ursprung von „papier collé“ – also „Papier kleben“, zurück. Im Beginn des 20. Jahrhunderts begannen vor allem die Künstler des Kubismus, Pablo Picasso und Georges Braques mit dieser neuen Technik. Damit schufen sie die Inspiration für weitere künstlerische Methoden, die Fotomontage, Rauminstallationen, Combine Paintings, Assemblagen.
Doch bereits lange Zeit zuvor kennen wir japanische, mit Folienpapieren verzierte Textcollagen aus dem 12. Jh. In Afrika entstanden um die gleiche Zeit afrikanische Stammesbilder. Wissenschaftler:innen versammelten auf diese Weise Schmetterlingsflügel. Bei Valentinsgaben aus dem 19. Jh. wurden Bilder mit Spitzen oder anderen Verzierungen geschmückt.
In Deutschland ist Hannah Höch sicher eine der bedeutendsten Vertreterinnen dieser Kunstgattung. Die tiefgreifenden Erfahrungen der politischen Wirren nach dem ersten Weltkrieg, der rasante Wandel der Welt, die absurden Gleichzeitigkeiten ganz unterschiedlicher Strömungen ließen sich in der Collage aufs trefflichste verbinden.
Interessant ist bei dieser Technik die Verwendung von Alltagsmaterialien. Erst durch ihre Kombination eröffnen sich ganz neue Zusammenhänge. Wie bei historischen Ereignissen oder unseren persönlichen Lebensläufen legt sich Schicht auf Schicht. Werden manche Begebenheiten verdeckt, andere überlagern oder verstärken sich, werden wieder bloß gelegt. Um den Dingen auf den Grund zu gehen, müssen wir manchmal viele Schichten durchdringen.
Jacques Lavignes Werke überzeugen vor allem durch ihre poetische Farbgestaltung. Werden und Vergehen liegen bei ihm thematisch ganz nah beieinander. Irgendwann ist ja der Sommer der Übergang zum Herbst. Nach der größten Hitze kommt die Kälte, nach dem Gipfel der Abstieg. Beides gehört untrennbar zusammen. Beides sollten wir genießen.
Eva Mueller
Kunstberaterin